Pünktlich zum Jubiläum haben Camouflage eine neue Scheibe am Start. Marktstrategie? Wohl kaum. Eher ein Geschenk, für das sich das Trio ganz besonders viel Mühe gab. Adel verpflichtet eben!

Sie gehörten einmal zu den einflussreichsten Elektro-Pop-Bands der Welt -- höher standen eigentlich nur Depeche Mode. Doch in den 90er-Jahren wurde es verdächtig still um Camouflage. Ein schlechtes Management und interne Kriseleien drohten den etablierten Act aus dem Stuttgarter Raum abzuservieren. Jetzt melden sie sich zurück: An Bord auch wieder Gründungsmitglied Oliver. Ein Relaunch der revivalgestressten 80er? Der Verdacht ist berechtigt, erweist sich aber als grundfalsch: Sensor nimmt vielmehr -- ganz dem Titel entsprechend -- das auf, was die sensiblen Existenzen in der heutigen Zeit umtreibt. Dazu zählen sich auch Heiko, Oliver und Marcus.

Was sie auf Sensor servieren, ist ein rückhaltloses Bekenntnis zu einer Musik, die sich nicht im Vorbeigehen erschließt. Es ist die süßlich schwere Melancholie, die Camouflage so unverwechselbar macht. Selten haben die drei ihre subtile Abgründigkeit und ihre Lust an der sanften Morbidität so konsequent in Musik umgesetzt wie auf "Lost" oder "Here She Comes". Was wohl daran liegt, dass hinter jedem Camouflage-Song noch echtes Songwriting steckt -- Camouflages gleichmäßig austarierte Tracks werden nicht am Reißbrett entworfen. Sensor ist also kein Sommer-Hit-Album, sondern eher der leise Begleiter eines Regentages, der einem unaufdringlich ins Ohr flüstert, wofür man schon lange keine Zeit mehr hatte. Dazu zählt aber auch, mal wieder tanzen zu gehen -- ob nur im Kopf oder auch mit den Beinen, das überlassen Songs wie "I'll Follow Behind" oder "Me And You" ganz dem Zuhörer. Camouflage jedenfalls kann man zum geglückten Jubiläumspräsent nur alles Gute wünschen! --Sigi Perner